Was ist eigentlich… Insulin?

Insulin spielt für den menschlichen Organismus eine wichtige Rolle. Es hat großen Einfluss auf den Stoffwechsel und sorgt dafür, dass unsere Zellen mit Energie versorgt werden, was wiederum die Grundvoraussetzung dafür ist, überhaupt am Leben zu bleiben. Insulin ist ein sogenanntes Peptidhormon, also ein Botenstoff, der aus chemischer Sicht ein Peptid darstellt und aus mehreren Aminosäuren besteht. Es wird in der Bauchspeicheldrüse, genauer gesagt den Langerhans-Inseln gebildet, woraus sich auch sein Name (lat. insula = „Insel“ ableitet). Die dort befindlichen Beta-Zellen sind für die Insulinproduktion zuständig. Werden sie zerstört oder funktionieren nicht mehr richtig, können verschiedene Ausprägungen von Diabetes die Folge sein. Insulin ist als einziges Hormon in der Lage, den Blutzuckerspiegel zu senken, was im Hinblick auf den Kohlenhydrat- bzw. Zuckerstoffwechsel von Bedeutung ist. Es kann aber noch viel mehr. So ist es beispielsweise auch im Zusammenhang mit dem Zellwachstum und dem Muskelaufbau relevant.

Insulin und der Energiestoffwechsel

Insulin hilft dem Körper dabei, Energie aus Makronährstoffen zu ziehen. Gerade im Hinblick auf den Kohlenhydratstoffwechsel ist es von Bedeutung. Nimmt man Nahrung auf, wird diese im Körper in ihre Bestandteile zerlegt – und zwar in Fett, Eiweiß und Zucker. Ein großer Teil des Zuckers wird in Glukose aufgespalten. Die Glukose gelangt durch die Darmwand ins Blut, was zur Folge hat, dass der Blutzuckerspiegel steigt. Das ist das Signal für die Beta-Zellen, Insulin auszuschütten. Das Hormon wandert in die Blutbahn und öffnet die Zellwände in Muskeln, Leber, Nieren und Fettgewebe, so dass diese die Glukose aufnehmen und zur Herstellung von ATP (Adenosintriphosphat) verwenden können. Da die Glukose in die Zellen transportiert wird, verringert sich der Zuckeranteil im Blut, so dass der Blutzuckerspiegel wieder sinkt. 

Glukose, die die Körperzellen erst einmal nicht benötigen, wird als Glykogen in der Leber und in der Muskulatur gespeichert. Um darauf zurückgreifen zu können, sobald wieder Energie benötigt wird, braucht es ein weiteres Peptidhormon: Glukagon. Dabei handelt es sich um den Antagonisten von Insulin, denn es bewirkt genau das Gegenteil. Glukagon wird in den Alpha-Zellen der Langerhans-Inseln gebildet und ausgeschüttet, wenn der Blutzuckerspiegel sinkt. Es sorgt dafür, dass das gespeicherte Glykogen zu nutzbarer Glukose umgewandelt wird. Diese gelangt ins Blut, so dass der Blutzuckerspiegel steigt. In der Folge kommt es erneut zu einer Insulinausschüttung, damit die Zuckermoleküle in die Körperzellen eingeschleust und der Blutzuckerspiegel gesenkt werden kann. Der Kreislauf beginnt von vorn.

Insulin und der Muskelaufbau

Durch die Fähigkeit, Zellwände durchlässig zu machen, ist Insulin für den Muskelaufbau relevant. Grund: Nicht nur Glukose kann ins Zellinnere befördert werden, sondern auch andere Nährstoffe, die sich im Blut befinden. Beides ist von Vorteil. Zum einen werden durch die Zufuhr von Glukose die Glykogenspeicher im Muskel aufgefüllt, so dass den Zellen in Belastungssituationen ausreichend Zucker für die Energieproduktion bereitgestellt wird. Zum anderen gelangen neben Glukose auch Aminosäuren aus dem Blut in die Muskelzellen, die den Aufbau von Muskelprotein begünstigen. Gerade in der anabolen Phase, die sich unmittelbar ans Ende der Belastung anschließt, ist das praktisch, denn in dieser Zeit werden körpereigene Stoffe und letztlich Muskelmasse aufgebaut. (Was den Muskelaufbau beeinflusst, liest du hier.)

In der katabolen Phase kann Insulin ebenfalls hilfreich sein, denn es ist der Gegenspieler von Cortisol. Cortisol ist ein Stresshormon und wird nicht nur bei psychischer, sondern auch physischer Belastung ausgeschüttet. Es bewirkt, dass Glukose aus Muskeleiweiß synthetisiert wird, um zu verhindern, dass der Blutzuckerspiegel zu weit absinkt. Dabei handelt es sich eigentlich um einen Schutzmechanismus, allerdings wird dabei wertvolles Muskelprotein abgebaut. Insulin kann helfen, dagegen zu steuern und die negativen Auswirkungen von Cortisol einzudämmen.

Insulin und die Fettverbrennung

Bei allen Vorteilen, die Insulin in Bezug auf die Energiebereitstellung und den Muskelaufbau mit sich bringt, so wirkt es sich auf die Fettverbrennung eher nachteilig aus. Das liegt darin begründet, dass der Körper erst dann seine Fettreserven zur Energiegewinnung heranzieht, wenn keine Glukose mehr verfügbar ist. Da Insulin jedoch Glukose in die Zellen hineinschleust und dadurch neuen Brennstoff liefert, besteht für den Organismus keine Notwendigkeit, auf den Fettstoffwechsel umzuschalten. Wer also abnehmen und seine Hüftpölsterchen loswerden möchte, braucht eher einen niedrigen Insulinspiegel.

Insulin ist ein echtes Multitalent unter den körpereigenen Botenstoffen und aufgrund seiner Fähigkeit, Zellwände durchlässig zu machen, an vielen Prozessen direkt oder indirekt beteiligt. Im Sport kann man sich das Hormon durchaus zunutze machen, wenn das Ziel klar definiert ist.
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